Thursday, October 01, 2009
Kann man ihnen helfen?
Während seines zweiten Jahres in der Julliardmusikschule entwickelt Nathaniel Ayers Schizophrenie: er muss sein Studium beenden, verliert alle Freunde und landet auf der Strasse. Das einzige, das ihm bleibt, ist eine Violine, der zwei Saiten fehlen. Eines Tages begegnet ihm Steve Lopez, ein Journalist, und dieser beschließt, eine Story über Nathaniel zu schreiben. Doch im Laufe der Recherche regt sich ihn Steve das Mitgefühl und er versucht, dieser gestrandeten Persönlichkeit zu helfen: er kauft ihm ein Cello, organisiert Konzerte, ja er findet Nathaniel sogar eine Wohnung. Doch eines Tages zerbricht alles, anläßlich eines psychotischen Schubes von Ayers. Dieser wird handgreiflich und die Beziehung scheint zu Ende zu sein.
Lopez merkt erst jetzt, daß seine gutgemeinten Taten seinen Freund einengten: dieser wollte weder Behandlung, noch lag ihm daran, von der Strasse wegzukommen. Je mehr Steve ihn drängte, umsomehr fühlte er sich bedrängt. Steve musste feststellen, dass er sehr wohl eine Rolle in Nathaniels Leben spielen konnte, und zwar die des Freundes; aber ihn zu seinem Glück zu zwingen, war weder möglich noch erwünscht. Auch er hatte seine Würde und Freiheit, die es galt, zu respektieren.
Gleichzeitig veränderte sich aber auch etwas in Steve durch die Freundschaft mit Ayers: er selbst, der scheinbar beziehungsunfähig und labil war, begann nun selbst, seine Umstände zu akzeptieren, anstatt sich auf diese auszureden. Die Schlußszene zeigt Steve mit Ayers in einem Konzert, begleitet von Steves Partnerin; letzteres ist deshalb bemerkenswert, weil Steve bisher eben diese Partnerin stehengelassen hatte.
Jean Vanier, der Gründer einer Bewegung, in der Menschen mit geistigen Behinderungen mit anderen zusammenleben, spricht davon, dass ihm erst im Leben mit diesen Menschen klargeworden ist, was seine eigenen Behinderungen sind. Von ihnen hat er gelernt, in Würde und Freiheit trotz der eigenen Schwächen zu leben. Genau das ist auch durch Steves Begegnung mit Nathaniel geschehen. Vielleicht triffst du morgen auch einen Musiker an der Strassenecke?