Sunday, January 29, 2006

 

Die Erlösung von Lars von Trier

1996 gewann Lars von Trier den Jurypreis in Cannes für den Film „Breaking the Waves“. Der erste Film in seiner „Golden Heart“Trilogie beschreibt die Ehe der jungen Bess McNeill mit Jan Nyman, der auf einer Bohrinsel in der Nordsee arbeitet. Bess lebt in einem schottischen Dorf, wo das Leben um eine sehr traditionelle reformierte Pfarrkirche kreist und von deren Pfarrer streng reglementiert wird. Der ungläubige Jan ist ein Fremdkörper in dieser Welt, und dass Bess ihn zum Mann genommen hat, grenzt an Skandal.

Es wäre kein Lars von Trier Film, wenn nicht skurrile bis perverse Elemente in dieser Geschichte vorkämen, aber das Schlüsselereignis bildet sicherlich Jans Unfall, der ihn schwer verletzt und kaum lebensfähig macht. Aber Bess glaubt fest an die mögliche Heilung ihres Mannes, wider alle Versicherungen der Ärzte, die sogar lebensverkürzende Maßnahmen vorschlagen, da Jans Leben nicht lebenswürdig scheint. Daher halten sie auch Bess´Verhalten für verrückt und erwägen, sie in eine psychiatrische Anstalt einzuweisen. Bess hingegen versucht alles, um ihrem Mann zu gefallen und gerät dabei in die Hände von Männern, die sie tödlich veletzen. Ihr letzter Wunsch an ihre Freundin ist es, dass sie an Jans Bett für dessen Heilung beten möge. Und tatsächlich gesundet Jan und ist in der Lage, am Begräbnis seiner Frau mit Krücken teilzunehmen.

Von Trier gibt zu, dass er einen religiösen Film drehen wollte. Einerseits nimmt er kritisch das bigotte und pharisäische Leben dieser Dorfgemeinde unter die Lupe; strenge Verhaltensregeln scheinen mehr zu zählen als Herzenshaltung. Andererseits ist aber Bess ein „Golden Heart“, ein guter Mensch, der in seiner Güte sich selbst verliert und sogar für den anderen stirbt. Und scheinbar ist ihr Tod auf geheimnisvolle Weise mit der Genesung ihres Mannes verbunden. In der Schlussszene, nachdem Jans Freunde den Leichnam seiner Frau ins Meer versenkt haben, beginnen auf einmal unsichtbare Glocken zu läuten, als ob der Himmel selbst bestätigen wollte, dass hier ein guter Mensch gestorben sei.
In der Figur von Bess nimmt von Trier ein Thema auf, das die Menschheit seit Urzeiten beschäftigt: gibt es etwas, das Krankheit, Bosheit und Schmerz tilgen kann? Vermag Liebe das Böse auszulöschen und Menschen zu verändern? Oder christlich gefragt, gibt es Erlösung?

Im Film wird Jan durch Bess’ Tod nicht nur gesund, sondern sein Leben verändert sich. Aber so etwas gibt es wohl nur im Film? Wie kann das Sterben eines Menschen einen anderen nicht nur prägen, verändern, sondern gar vom Sterbebett zurückholen? Es sei denn im Tod dieses Menschen wird die Macht der Krankheit und des Bösen gebrochen, es sei denn dieser Mensch ist so einzigartig, dass es kosmische Gesetze ausser Kraft setzen kann. Genau das behauptet die christliche Botschaft. Der eine Mensch, dessen Tod für jeden von uns tiefgreifende Bedeutung hat, ist der Gottmensch Jesus Christus. In seinem Tod wurden Krankheit, Bosheit und Tod entmachtet, er zahlte den Preis für Adams Schuld, er brachte das Lösegeld auf. Insofern ist der Traum der Menschheit von einem Erlöser in Erfüllung gegangen, und das Bild von Lars von Trier mehr als nur eine nette Geschichte: in Jesus gab es einen, der unser aller Leben verändert hat.

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